Zwischen Tradition, Vorschrift und freundschaftlicher Verpflichtung: Die Aufgaben von Trauzeugen sind vielfältig. Hier erfahrt Ihr alles Wissenswerte.
Trauzeugen: Zwischen Pflicht, Freundschaft und Tradition
In der DDR waren sie bei standesamtlichen Eheschließungen ab 1955 nicht mehr Vorschrift, in der BRD erst ab 1998. In Österreich und der Schweiz braucht Ihr sie bis heute: die Trauzeugen. Lustigerweise wurde nach der Wiedervereinigung 1990 in den neuen Bundesländern die Pflicht, zwei Trauzeugen zu benennen, erst einmal wieder eingeführt. Aber das nur am Rande. Aber woher kommt das mit den Trauzeugen?
Die Tradition
Die Tradition, für eine gültige Eheschließung Zeugen zu benennen, kommt in Deutschland aus der christlichen Tradition. Ab 1108 wurden die Zeugen in der katholischen Kirche zur Pflicht. Auch im Islam und Judentum finden sich ähnliche Traditionen. Trauzeugen haben, wie der Name schon sagt, die Aufgabe, den Akt der Eheschließung zu bezeugen. Auch heute noch besteht die katholische Kirche auf deren Anwesenheit.
In Deutschland war lange der Begriff “Schemelführer” gängig: die Person also, die die Braut zum Trauschemel führt. Erst später hat sich die Tradition geändert, wobei der Brautvater diese Aufgabe übernommen hat.
Obwohl Ihr in Deutschland auf dem Standesamt nicht mehr verpflichtet seid, Trauzeugen zu benennen, führen die meisten Paare diese Tradition fort. Dabei bestimmen sowohl Braut als auch Bräutigam jeweils einen Trauzeuge oder Trauzeugin.
Trauzeuge: Eine Aufgabe fürs Leben.
Pflicht hin oder her: Trauzeugen sind besondere Personen, die dem Ehepaar nahe stehen und absolut vertraut sind. Ihre Aufgabe ist ehrenvoll, aber oft auch mit Aufgaben und Pflichten verbunden. Sie sind eben nicht nur im Moment der Eheschließung anwesend, sondern begleiten ein Paar unter Umständen während Ihrer gesamten Ehe.
Sie sind in Krisenzeiten da und können als Vertrauenspersonen, Mediatoren und Ratgeber fungieren. Idealerweise wählt Ihr also Trauzeugen, die eine Beziehung zu Euch beiden haben und im Falle eines Streites in der Lage sind, sich in Euch beide hineinversetzen zu können. Es ist gut, mit den Trauzeugen über ihre Rolle zu reden und im Vorfeld zu klären, welche Aufgaben sie übernehmen wollen.
Standesamt oder Kirche? In beiden Varianten haben die Trauzeugen traditionell einige feste Aufgaben.
Aufgaben während der Zeremonie
Standesamt:
- Braut: Halten des Brautstrausses während der Ringübergabe
- Bräutigam: Anreichen der Ringe
- Leisten der Unterschrift (Personalausweis und Unterlagen nicht vergessen!)
- Trauzeugen können für Blumenwerfen und Sektempfang sorgen
- Oft kutschieren die Trauzeugen das Paar vom Standesamt zum Ort der Feierlichkeiten
Kirche:
- Braut: Halten des Brautstrausses während der Ringübergabe
- Bräutigam: Anreichen der Ringe
- Oft lesen die Trauzeugen die Fürbitten
- Trauzeugen können für Blumenwerfen und Sektempfang sorgen
- Leisten der Unterschrift
Trauzeugen bei den Hochzeitsvorbereitungen
Wenn Ihr schon einmal Trauzeuge wart, werdet Ihr es garantiert nicht vergessen haben: Eure inoffizielle Ausbildung zum Wedding Planner!
Trauzeugen übernehmen in vielen Fällen zahllose Planungsaufgaben und sorgen dazu noch am großen Tag für einen reibungslosen Ablauf.
Das geht morgens beim Styling und getting ready los, bei dem Euer genaues Auge und ruhige Nerven gefragt sind. Vor der Zeremonie kann dann die Kirche geschmückt werden, Blumen oder Wedding Wands an Gäste verteilt und Dienstleister koordiniert werden. Wessen Handy summt, wenn der DJ wissen will, wo er seine Sachen Aufbauen soll? You know it. Nebenbei dürft Ihr den Zettel mit Eurer mitreißenden superlustigen Trauzeugenrede nicht vergessen, die Ihr natürlich einstudiert und wochenlang perfektioniert habt. Puh.
Trauzeugen beim Fotoshooting
Aus meiner Erfahrung als Hochzeitsfotograf kann ich sagen, dass es ein tausend prozentiger Gewinn ist, wenn die Trauzeugen das Fotoshooting begleiten. Sie haben Getränke dabei und unterhalten das Brautpaar, so dass die Kamera ganz schnell eine zweite Geige spielt. So entstehen natürliche Paarbilder ganz nebenbei. Trauzeugen können auf den Sitz der Frisur achten und Falten an Kleid und Anzug im Auge behalten und haben im richtigen Moment einen Steamer parat (Tausend Fleißbienchen garantiert). Sie haben bequeme Schuhe für die Braut dabei und eine Stola, wenn es kühl sein sollte. Trauzeugen sind die Besten.
Die Trauzeugenrede
Es ist üblich, dass die Trauzeugen eine Rede auf das Brautpaar halten. Das Ganze kann unter Euren Aufgaben DER Höhepunkt werden. Ihr habt die Möglichkeit, den Gästen etwas über das Paar und Eure spezielle Beziehung zueinander zu erzählen. Ihr kennt Insights, die zartere Gemüter erröten lassen und könnt selbst entscheiden, wie weit Ihr die Grenzen ausloten wollt. Wenn man sich an die ungeschriebenen Regeln halten will, sieht das Protokoll folgende Reihenfolge vor:
Als Erstes spricht der Brautvater oder die Brautmutter, die den Schwiegersohn in der Familie willkommen heißen. Anschließend kommt der Vater oder die Mutter des Bräutigams an die Reihe. Danach seid Ihr dran. Trauzeugenreden handeln oft vom Kennenlernen des Paares und Anekdoten aus Eurer eigenen Geschichte mit dem Paar.
Erst zum Schluss spricht der Bräutigam oder die Braut, die den Redner*innen dankt und die Gäste begrüßt.
Nach der Hochzeit
Wenn Ihr denkt, der Job wäre nach der Hochzeit schon vorbei: Think again! Es gibt eine Location aufzuräumen, Instant Kameras zu entwickeln und ein Fotobuch zu gestalten. Wer fährt das Brautpaar zum Flughafen, wenn es gleich in die Flitterwochen geht? Genau.
Natürlich sind all diese Aufgaben und Pflichten optional und keiner zwingt Euch dazu. Je mehr Ihr jedoch macht, desto entspannter und gelassener wird der Tag für die Hauptpersonen. Ewiger Dank und eine neue facette in Eurer Freundschaft sind garantiert.